Risikomanagement Hochwasser
Ein Zustand oder Vorgang, bei dem ein Schaden z. B. für Personen und/oder Sachgüter entstehen kann, ist eine Gefahr. Die Gefahren von Hochwasser ergeben sich mit dem Ausmaß der Überflutung, mit der Wassertiefe oder dem Wasserstand und mit der Fließgeschwindigkeit, die je nach Wasserabfluss unterschiedlich sind. Die Risiken von Hochwasser sind dementsprechend ebenfalls je nach Wasserabfluss unterschiedlich, sie beruhen auf der Zusammenschau der Überflutungsgefährdung und des Schadenspotentials in dem betrachteten Gebiet, das aus der Flächennutzung resultiert. Dabei ist das Schadenspotential in besiedeltem Gebiet in der Regel deutlich erhöht und wächst mit dem Gebäudebestand.
Vorhandene technische Hochwasserschutzeinrichtungen wie z. B. Deiche können keine absolute Sicherheit bieten, denn sie sind nur bis zu ihrem zuvor festgelegten Schutzziel wirksam. Dieses Bemessungshochwasser ist i. d. R. das als Hochwasser mit mittlerer Wahrscheinlichkeit bezeichnete Hochwasser mit dem statistisch alle hundert Jahre auftretenden Abfluss HQ100. Auch ist darauf hinzuweisen, dass bei jedem technischen Schutzsystem ein Versagen möglich ist (z. B. bei Deichen durch Überströmen, Brechen oder Unterspülen), d. h. es verbleibt immer ein Risiko auch in vermeintlich sicher geschützten Bereichen. In Niedersachsen gibt es für die Gebiete bzw. Gewässer im Binnenland mit potentiell signifikantem Hochwasserrisiko Hochwassergefahrenkarten und –risikokarten, die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erstellt werden.
Vorsorge durch Risikomanagement
Im Umgang mit häufig, z. B. jährlich, auftretenden kleineren Hochwässern sind Kommunen und Bevölkerung zumeist geübt und die notwendigen Vorsichts- und Vorsorgemaßnahmen sind in der Regel allen Betroffenen bekannt. Um Hochwasserschäden möglichst weitgehend zu verhindern, muss aktiv mit dem Hochwasserrisiko umgegangen werden. Es ist sinnvoll, für Hochwasser ein Risikomanagement zu entwickeln und so auch für Hochwasser mit mittlerer oder niedriger Wahrscheinlichkeit (sog. Extremhochwasser) gewappnet zu sein. Hochwasser kann gerade an kleinen Gewässern sehr schnell und mit kurzer Vorwarnzeit ablaufen. An größeren Gewässern ist Hochwasser andererseits oft mit längerer Vorwarnzeit und mit langandauernden hohen Wasserständen verbunden. So unterschiedlich die Hochwässer an den verschiedenen Orten ausfallen, so unterschiedlich sind die damit verbundenen Risiken.
Notwendige Schutz- und Vorsorgemaßnahmen müssen daher lokal angepasst sein. Technische Maßnahmen alleine reichen nicht aus, auch der Wasserrückhalt in der Fläche sollte gestärkt werden. Im Idealfall können die für den Hochwasserschutz entwickelten Maßnahmen auch positive Effekte für andere Bereiche (z.B. Naturschutz, Gewässerentwicklung, Landwirtschaft und Tourismus) haben. Weitere Vermeidungs- und Vorsorgemaßnahmen wie Bauvorsorge, Flächenvorsorge, Informationsvorsorge, Verhaltensvorsorge, Risikovorsorge (Versicherung), Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz sind ebenfalls wichtige Säulen im Hochwasserrisikomanagement. Bei der Umsetzung vor Ort haben Städte und Gemeinden wesentliche Aufgaben, weitere Akteure im Hochwasserrisikomanagement sind das Land, die Landkreise, Verbände, die Bevölkerung und Wirtschaftsunternehmen.